DAS TEAM vom Tierheim Gernsheim - Tierschutzverein und Tierheim Gernsheim

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Tierheim und Tierschutzverein Gernsheim am Rhein und Umgebung e.V.
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60 Jahre Tierheim - da gibt es viel zu erzählen:

Das Tierheim

Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.“ (Konfuzius)

Dieser Grundsatz leitete wohl die kleine Gruppe von Tierfreunden, die vor 60 Jahren im Juli 1958 im Gartenhaus von Fritz Kissel auf Initiative von Ilse Eißmann den Tierschutzverein Gernsheim gründete. Weitere Mitstreiter damals waren u.a. Rosel Kissel sowie Annelie Medicus. Bereits zwei Jahre zuvor, also 1956, hatten sich die ersten Interessierten (17 an der Zahl) zusammen gefunden, um sich gemeinsam für den Tierschutz zu engagieren. Den Vorsitz des neu gegründeten Tierschutzvereins Gernsheim/Rhein und Umgebung e.V. übernahm Ilse Eißmann, die beharrlich das Ziel – ein vereinseigenes Tierheim – verfolgte. Im Juni 1972 konnte hierzu der Grundstein gelegt werden, im Ortsteil Klein-Rohrheim auf freiem Feld, nahe am Rhein. Die „ruhige“ Lage, d.h. mit genug Entfernung zu den Wohnhäusern und genügend Ruhe für die Tiere selbst, hatte leider das Manko des stets drohenden Hochwassers, welches dann im Laufe der Jahre Mensch und Tier in Klein-Rohrheim gelegentlich heimsuchte.

Aber 1972 war man erstmal glücklich, eine Heimstatt für die obdachlosen Tiere gefunden zu haben und ging daran, das Tierleid in Gernsheim sowie seinen Stadtteilen Klein-Rohrheim und Allmendfeld und den umliegenden Gemeinden wie Biebesheim, Stockstadt, Riedstadt oder Groß-Rohrheim aktiv zu lindern.

Ilse Eißmann leitete Verein und Tierheim bis 1985, unterstützt von vielen Freunden und Helfern - die einen setzten ihr handwerkliches Können ein, um die Anlage Stück für Stück auszustatten bzw. zu renovieren und natürlich auch zu erweitern – die anderen liehen Herz und Hand, um verletzte, verlorene und ausgesetzte Fundtiere einzusammeln und zu versorgen. Handelte es sich in den Anfangsjahren hauptsächlich um Hunde, die betreut wurden, kamen später auch Katzen und alle möglichen Kleintiere hinzu.
Welche Motive die Pionierin Ilse Eißmann und ihre Mitstreiter/innen einst geleitet haben, lässt sich heute nicht mehr im Detail sagen, leider sind diese inzwischen verstorben und konnten nicht mehr befragt werden. Ihre Nachfolgerin als Tierheim- und Vereinsleiterin, Marianne Hasenzahl, schildert ihre eigene „Rekrutierung“ wie folgt: „Während des Hochwassers 1988 traf ich bei den Dammwächtern (Anm.: Klein- Rohrheimer Bauern hatten das übernommen) auf Frau Eißmann und sie fragte mich einfach, ob ich nicht im Tierheim mithelfen könne, es werde gerade wieder dringend Hilfe benötigt.“ Was zunächst als vorübergehende Aushilfe in einer Notsituation geplant war, entwickelte sich für Marianne Hasenzahl zu einer Lebensaufgabe: 1985 übernahm sie selbst zunächst die Leitung von Verein und Tierheim in Personalunion (ab 1996 war Renate Fischer für das Tierheim als Leiterin zuständig). Marianne Hasenzahl spannte ihre ganze Familie ein, dabei war ihr Mann, Manfred Hasenzahl, ihr wichtigster handwerklicher und organisatorischer Helfer. Das Telefon stand auch zuhause abends nicht still, der Tierschutz wurde für beide zum  „Rund-um-die-Uhr-Job“, dem  sie mit viel Ausdauer und Freude nachgingen.

In den Anfangsjahren waren die „Arbeitsbedingungen“ im Tierheim sehr einfach – der elektrische Strom wurde zunächst über einen störanfälligen Generator bezogen – bis die Leitungen vom Stadtteil Klein- Rohrheim durch einen Graben ins Feld gelegt werden konnten. Für das Abwasser wurden Sickergruben angelegt, die regelmäßig abgepumpt werden müssen, die Frischwasserversorgung erfolgt über einen hauseigenen Brunnen, seit 2017 gibt es eine Wasseraufbereitungsanlage dazu, da das Trinkwasser nicht mehr einwandfrei war, wie eine entsprechende Beprobung ergeben hatte. Beheizung gab es zunächst nur mit einer alten handbetriebenen Öltankanlage für die Hundeboxen und einen Büroraum (heute hat man eine hochwasserfest verankerte Flüssiggasheizung), auch ein Kühlschrank fehlte lange. Über die Jahre wurde ein Außenzwinger für die Hunde angebaut und überdacht und die Innenboxen entsprechend wohnlich ausgestattet. Man errichtete ein Katzenhaus mit Außengehege und stattete es mit vielen Spiel-, Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten für die untergebrachten „Haustiger“ sowie Fliesen für die Hygiene aus. Das Gelände wurde immer wieder neu und besser eingezäunt, damit die Tiere nicht ausbüxen und nochmals verloren gehen können, die Stromleitungen erneuert, weil sie teilweise durchschmorten. Als Quarantänestation für neu aufgenommene Tiere organisierte Manfred Hasenzahl einen ausgedienten Baucontainer, der vom zuständigen Veterinär- und Bauamt „geduldet“ wurde.

Um das tägliche Tierelend zu ertragen, muss man als Tierschützer eine gesunde Psyche und einen langen Atem haben – doch es gab Situationen, die auch eine Tierliebhaberin wie Marianne Hasenzahl an ihre Grenzen brachten:
Nachbarn hatten auf ein Anwesen in Stockstadt hingewiesen, wo massenhaft Hunde (Cocker-Spaniel) unter den schlimmsten Bedingungen gehalten würden – 2 Jahre lang mühte sich der Tierschutz Gernsheim, hiergegen vorzugehen - das Veterinäramt wurde immer wieder eingeschaltet, man versuchte, an die Leute heranzukommen, alles ohne Erfolg. Schließlich schilderte Marianne Hasenzahl die Situation in einem Zeitungsartikel und „wunderte“ sich öffentlich über das zögerliche Vorgehen des Veterinäramtes. Kurz darauf wurden die Tiere dann endlich beschlagnahmt – den herbeigerufenen Helfern des Tierheims Klein-Rohrheim bot sich ein Bild des Grauens: halbverdurstete und –verhungerte Tiere kamen ihnen entgegen, überall lagen angefressene Tierleichen (die Hunde waren in ihrer Not zum Kannibalismus übergegangen). „Rund 59 Hunde auf 50 qm – „die Wohnung war versch… bis an die Fensterbänke!“, wie es Marianne Hasenzahl drastisch schildert. Das Ehepaar, welches diese heute „Animal Hording“ genannte Haltung zu verantworten hatte, musste selbst in eine entsprechende „Betreuung“ verbracht werden – von den malträtierten Tieren wurde mehr als die Hälfte durch intensive Pflege und tierärztliche Hilfe gerettet und neu vermittelt, den Rest aber konnte man nur noch von seiner Qual erlösen.

Solche Vorfälle waren zum Glück die Ausnahme, aber auch das alltägliche „Katzendrama“, wie es Marianne Hasenzahl nennt, nimmt die Tierschützer mit: Was die Straßenkatzenproblematik in Deutschland betrifft, herrschen ähnliche Zustände wie man sie von den Straßenhunden in Europa kennt. Nur, dass die Straßenkatzen Deutschlands versteckt auf Bauernhöfen, in Kellern, Hinterhöfen oder Fabrikkasernen leben - gerade eben zwischen Leben und Tod. Futter, medizinische Versorgung, Zuwendung es fehlt diesen Tieren an allem. Und dieses Elend vermehrt sich mangels Kastration viermal im Jahr. Bei der hohen Populationsdichte und der immensen Vermehrungsrate können die Tierschutzvereine das Problem auf Dauer unmöglich allein lösen. Für jede Katze, die die Tierschützer mit ihren geringen finanziellen Mitteln kastrieren, kommen jährlich mehrere Dutzend neue Katzenbabys nach. Eine Lösung wäre eine Katzenschutzverordnung mit einer Kastrationspflicht, allerdings können sich die meisten Verantwortlichen auf Kommunal- und Landesebene zu einer "allgemeinen Katzen- kastrationspflicht" bisher nicht durchringen.

Also schieben auch die Helfer/innen des Tierheims Klein-Rohrheim täglich ihren „Sisyphos-Stein“ den Berg hoch und sammeln (mit Lebendfallen z.B.) die „wilden“ Katzen der Umgebung ein, die man ihnen meldet, um sie zu kastrieren und zu verarzten – fast alle Katzen, die ins Tierheim kommen, sind krank - und danach, falls möglich, zu vermitteln. Dies gelingt aber mit Wildkatzen nur bedingt, manche sind nicht mehr domestizierbar, hier bleibt nur, sie wieder an ihrem vorherigen Standort (soweit einigermaßen verkehrssicher) auszusetzen und sie mit Futterspenden vor Ort zu unterstützen oder evtl. einen Bauernhof zu finden, der die wilden Streuner aufnimmt. In den Anfängen hatte man noch versucht, die Wildkatzen als Freigänger beim Tierheim zu halten, aber die anliegenden Jagdpächter demonstrierten ihre kritische Haltung dazu allzu deutlich, indem sie eine erschossene Katze vor der Tür ablegten (auch wenn diese nicht gewildert hatte).
Den Glauben an den Menschen nicht zu verlieren, ist als Tierschützer nicht immer ganz einfach, wenn man mal wieder einen irgendwo abgelegten Sack mit „überflüssigen“ Katzen- oder Hundebabies findet, sofern besagter Sack oder Karton nicht gleich über den Tierheimzaun geworfen wird, was anscheinend nicht so ungewöhnlich ist, wie die derzeitige Tierheimleiterin, Martina Grundmann (seit 2012 im Amt) schildert. Wobei das immer noch besser ist, als die Tiere im Altglascontainer (Meerschweinchen z.B.) zu deponieren oder sie in einer Plastiktüte in die Sonne an eine Garagentür zu hängen (Kaninchen), wo sie nur mit viel Glück noch rechtzeitig geborgen werden können, dann teils mit Hilfe der Feuerwehr! „Am liebsten ist uns, man bringt uns die Tiere selbst vorbei, wenn denn schon eine Trennung sein muss wenn es z.B. um eine Allergie geht oder das Tier nicht mit in die neue Wohnung oder ins Altersheim umziehen kann oder man die ungeplanten Welpen nicht auch noch versorgen will und was es an Gründen mehr geben mag. „Wir machen niemanden den Kopf runter, wenn er sein Tier abgeben muss“, so Frau Grundmann „wichtig ist, dass das Tier eine Chance hat, einen neuen Besitzer zu finden und wir etwas über die Vorgeschichte des Tieres (evtl. Krankheiten, Impfungen etc.) erfahren können. „Das ist verantwortungsvolles Handeln“, so ihr Tenor.

"Geduld und Liebe“ zwei Eigenschaften, die bei so manchen Menschen schwach ausgeprägt sind, wie am Fall einer 7 Monate alten Schäferhündin ersichtlich wird, die von ihrem Herrchen genervt abgegeben wurde, weil seine Dressurversuche (mit Schlägen…) nicht von Erfolg gekrönt waren. Das verstörte Tier war keine Beißerin, aber ließ sich aus lauter Angst zunächst nicht anfassen oder auch nur anlocken. Marianne Hasenzahl griff zu einem Trick und setzte sich in die Nähe des Tieres, um ausgiebig mit dem eigenen Hund zu spielen und zu schmusen. Das „gute“ Beispiel vor Augen, ließ sich die fremde Hündin nach und nach anlocken und wurde in der Folge von Tag zu Tag zutraulicher. Auch sie konnte schließlich an ein „Frauchen“ gut vermittelt werden, die Angst/Vorsicht vor Männern blieb ihr allerdings erhalten der ebenfalls zur Familie gehörende Ehemann trägt es mit „Geduld und Liebe“.
 
Ein Tierheimaufenthalt ist für die betroffenen Tiere (vor allem ältere mit schlechten Vermittlungschancen) nicht wirklich ein Vergnügen, denken die meisten, aber bei den Pensionstieren muss das durchaus nicht so sein Marianne Hasenzahl berichtet von zwei Staffordshire-Mischlingen, die regelmäßig in Pension kamen, wenn ihre Besitzer in Urlaub waren. Sie waren sehr „menschenfreundlich“ und entwickelten große Zuneigung zu ihren Tierheimbetreuern. Das ging so weit, dass die Hunde die beiden Hasenzahls bei einem Besuch der Besitzerfamilie in deren Heim ungehindert ins eigene Haus ließen, obwohl sie sonst als Wachhunde durchaus den Besitz der Familie verteidigten „Ihr könntet hier alles wegtragen“, konstatierten die Hundebesitzer überrascht und freuten sich doch, dass ihre Hunde so großes Zutrauen während des Pensionsaufenthaltes entwickelt hatten. Es gab natürlich auch mal den Fall, dass jemand seinen Hund nach einem Pensionsaufenthalt kein zweites Mal brachte, weil dieser beim Abholen nicht mehr mit wollte eine Ausnahme, was sonst….

Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen!" Dieses Zitat von Albert Camus würde Eva Reinmuth, die Nachfolgerin von Marianne Hasenzahl ab 1996 sicher unterschreiben – Evas Amtszeit als Vereinsvorsitzende ist die bisher längste in der Vereinsgeschichte, sie war bis 2012 in der Verantwortung (mit einer mehrmonatigen Unterbrechung wegen Krankheit). Ihr „Bewerbungsgespräch“ um eine Aushilfsstelle, die sie bereits 1992 im Tierheim antrat, schildert sie als erstes Tierheimerlebnis wie folgt: „Ich kam ins Tierheim und ging nach hinten durch, um mich bei Marianne Hasenzahl zu melden, als ich diese von weitem mit einem großen Schäferhund-Dobermann-Mischling im Außengehege sah, dem sie gerade das Tor geöffnet hatte – der Kerl preschte direkt auf mich zu, da half auch das laut gerufene „Achtung“ von Frau Hasenzahl nicht mehr viel! Wenn Sie nur „Achtung“ ruft und sonst nicht in Panik verfällt, wird es wohl nicht so schlimm werden, dachte ich bei mir und tatsächlich, er legte mir seine großen Vorderpfoten auf beide Schultern und schleckte mich ab. Das war quasi der tierische Einstellungstest, den ich zu bestehen hatte“ lacht Eva im Nachhinein, wenn sie sich an den Schreck erinnert.
Auch Eva Reinmuth berichtet von einem „Rund-um-die-Uhr-Job“, wenn sie von ihrer Zeit als Vereinsvorsitzende erzählt – Tag und Nacht klingelte das Telefon, sie war sozusagen immer im Dienst, was für die dazugehörige Familie nicht einfach war– aber diese hat ihr immer den Rücken freigehalten. Zusammen mit Ihrem Mann Günter ging Eva Reinmuth daran, die Tierheimabläufe in Form von Prozessen zu beschreiben und daraus eine Tierheimverwaltungs-Software zu erstellen. Diese ermöglichte auch zeitnahe Tiervermittlungseinträge und das Einstellen von Bildern auf der Homepage. Später wurde dann auf ein maßgeschneidertes Programm des Deutschen Tierschutzbundes umgestellt.
Die Liebe zu Tieren, die sie mit ihrer Familie teilte, war sicher ein Grundbaustein bei der Motivation von Eva Reinmuth, so lange in ihrem Amt aufzugehen, aber um durch alle Widrigkeiten hindurchzugehen und immer zum Wohle der anvertrauten Tiere zu handeln, braucht es mehr als das – eine tiefe Überzeugung von der Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns: „Diese Arbeit war mein Leben, es war eine schöne Zeit“ konstatiert Eva (die fast gleiche Formulierung hat übrigens auch Marianne Hasenzahl im Gespräch mehrmals verwendet).

Doch auch Frau Reinmuth verschweigt die Schattenseiten nicht: „Zum Ende hin bin ich immer dünnhäutiger geworden und habe vieles nicht mehr so gut ausgehalten – Menschen schaffen sich oft unbedarft ein Tier an und denken nicht daran, dass sie – je nachdem ob Kleintier oder Hund bzw. Katze - doch für viele Jahre die Verantwortung übernehmen müssen, auch wenn das Tier alt und krank wird oder sich die Lebensumstände ändern. Zu schnell wird ein Tier mit fadenscheinigen Argumenten bei uns abgeladen oder nach allzu kurzer „Testzeit“ als inkompatibel wieder an uns zurückgegeben. Denn „Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.“, so hat es schon Saint-Exupéry mahnend formuliert.

Schwer zu ertragen für Eva Reinmuth war vor allem jedoch, dass viele Haustiere aus Gleichgültigkeit (oder Bosheit) vernachlässigt und misshandelt werden. Sie berichtet von einem „Scheidungshund“, der vom Haus in den Hof verbannt wurde, keinen trockenen Unterstand bekam und kaum Wasser und Futter. Ein mitleidiger Nachbar alarmiert den Tierschutz, aber es gelingt dem Tierheim erst nach Monaten, dem Halter das Tier abzuschwatzen – der Hund erholt sich zwar und kann weitervermittelt werden, stirbt aber wenige Monate später doch an den Folgeschäden. Ein weiterer Hund wird von seinem Herrchen ständig geschlagen, auch hier gelingt es nach vielen Bemühungen, dem Besitzerpaar das Tier zu entringen, aber der Hund stirbt in der Folge bei seinem neuen Besitzer an den Hirnschäden, die er durch die Schläge vorher erlitten hatte. Eine Drogenrazzia der Kripo kann da manchmal zum Glücksfall für die dabei entdeckten „armen“ Tiere werden – wie bei einigen im Hasenkäfig eingepferchten Hundewelpen sowie halbverdursteten Pferden, die sofort beschlagnahmt und dem Tierheim in Klein-Rohrheim übergeben wurden - hier konnten alle Tiere nach tierärztlicher Behandlung und Erholung gut weitervermittelt werden.
 
Harmloser ist da der Fall des kleinen 8 Monate alten Fox-Terriers, dessen Familie viel auf Reisen ist und ihn ständig für Wochen in der Pension ablädt, hier konnte Eva Reinmuth die Besitzer mit Vernunft überzeugen, dass es besser sei, das Tierchen jemandem zu geben, der mehr Zeit für es hat.
Zur täglichen Arbeit der Tierheimleute gehört selbstverständlich die Nachkontrolle, wenn ein Tier an einen neuen Besitzer vermittelt wurde – d.h. es wird auch mal ein Tier zurückgeholt, wenn die Haltungsbedingungen nicht überzeugen oder trotz unterschriebener Erklärung bei der überlassenen Katze keine Sterilisation durchgeführt wurde. Es wird eben konsequent vom Wohl des Tieres aus gedacht und dessen Interessen vertreten, schließlich sind die Tierschützer die einzigen Anwälte, die ein/e Vermittlungshund- oder –katze hat. 95 % aller Vermittlungen klappen jedoch und sowohl die neuen Besitzer als auch die vermittelten Tiere sind glücklich, das beweisen unzählige Fotos und Briefe/Mails, die das Tierheim täglich erreichen. Manche melden sich sogar jedes Jahr, um vom Wohlergehen ihres „geretteten“ Tieres zu berichten, so z.B. eine Hundebesitzerin, die einen Labradormischling übernommen hatte. Dieser war bei der Aktion „Herrchen gesucht“ im HR vorgestellt worden (leider gibt es diese Sendung ja inzwischen nicht mehr), da keiner damals einen schwarzen Hund haben wollte – sie nahm ihn und beide haben es offensichtlich nicht bereut. Bei einer Hochwassergefahrensituation 1993/94 musste das Tierheim geräumt werden und Lothar Adelseck, eines der Vorstandsmitglieder startete eine weitere öffentlichkeitswirksame Aktion: Er alarmierte Radio FFH, dass das Tierheim wegen des Hochwassers evakuiert werden müsse und der darauf folgende Aufruf im Radio ließ das Telefon im Tierheim nicht mehr stillstehen, viele Menschen strömten aus nah und fern herbei, um ein Tier vorübergehend aufzunehmen – für manchen wurde daraus eine „lebenslange“ Gemeinschaft.

Als Misshandlung, die dann Unbeteiligte ausbaden müssen, kann man auch die „Abrichtversuche“ von Hundebesitzern bezeichnen, die mit Gewalt und Grobheit meinen, ihren Willen gegenüber dem Tier durchsetzen und dadurch das eigene Ego etwas vergrößern zu können. Wenn solche Tiere dann irgendwann im Tierheim landen, können sie zur Gefahr für andere werden – das musste leider auch Eva Reinmuth erleben, die einmal von einem verhaltensgestörten, aggressiven Hund in der Box angefallen und schwer verletzt wurde. Sie konnte sich mit Hilfe von Renate Fischer, die ebenfalls dabei war, in eine angrenzende Box retten, aber Eva Reinmuth trug etliche Narben davon. Ihre Kinder schenkten ihr danach einen kleinen Schäferhund, um ihr das „Hundetrauma“ zu nehmen und Renate Fischer erhielt später eine Ehrenurkunde der Stadt Gernsheim (u.a. für die oben beschriebene lebensrettende Tat). Glücklicherweise war das der einzige Vorfall dieser Art in der langen Geschichte des Tierheims Klein-Rohrheim und in der Folge wurden alle aufgenommen Hunde vorgetestet, um weitere „Unfälle“ zu vermeiden bzw. man gab s.g. „Listenhunde“ gleich an andere Tierheime mit mehr Erfahrung weiter.

Etwas ungefährlicher war da die Aufzucht von ausgesetzten Katzenbabies, was Eva Reinmuth über Jahre hin mit Leidenschaft zuhause bei sich betrieb, diese wurden im  2-Stunden-Rhythmus mit Fläschchen hochgepäppelt, wenn es sein musste. Die zweite und dritte Katzenfrau vom Dienst waren Claudia und Ellen Effenberger, die mit Frau Reinmuth zusammen den Wochenendnotdienst der Tierärzte strapazierte, wenn mal wieder ein Schützling schweren Durchfall hatte und wegzusterben drohte. „Für die Katzenbabies bin ich immer am liebsten zur Tierarztpraxis Schroth in Biebesheim gegangen, wir hatten für alle Fälle unsere Spezialisten“, so Eva Reinmuth. „Wir haben wirklich immer wunderbare Tierärzte gehabt“, schwärmt sie weiter von Dr. Korn aus Alsbach-Hähnlein und der Tierarztklinik in Heppenheim sowie der Praxis Kompter und Liebig in Klein-Rohrheim.

Diese Tierärzte loben auch Marianne Hasenzahl und Renate Fischer bzw. Martina Grundmann als ihre unverzichtbaren Helfer. Renate Fischers Lieblingstierarzt war Dr. Korn, beide hatten als echter „Berliner“ sofort einen Draht zueinander. Frau Fischer hat es einst der Liebe wegen nach Gernsheim verschlagen, da ihr Mann hier ansässig war. Ihre Tierliebe wurde auf die Probe gestellt, als sie täglich einen Schäferhund vor Augen hatte, der in der Nachbarschaft auf einem kleinen Balkon ohne Auslauf und ausreichendes Wasser oder vernünftiges Futter im Hochsommer unter einem Plexiglasdach gehalten wurde. Irgendwann konnte sie es nicht mehr mit ansehen und fragte gemeinsam mit einer Freundin beim Nachbarn an, ob sie nicht mit dem Hund spazieren gehen könnten. Der Hund wurde ihnen mitgegeben und man brach Richtung Rhein bzw. zum Tierheim in Klein-Rohrheim auf - dort leerte das geplagte Tier einen ganzen Wassereimer und nahm ihn zwischen beide Vorderpfoten, um ihn so schnell nicht wieder loszulassen. Renate Fischer konnte den Besitzer überzeugen, dass der Hund besser im Tierheim aufgehoben wäre und die Geschichte fand mit einem neuen zugewandten „Herrchen“ ein Happy-End für ihn.

Bei dieser ganzen Aktion lernte Renate Fischer Marianne Hasenzahl kennen und wurde fortan als Aushilfe beschäftigt (ab 1986), bevor sie 1996 als Tierheimleiterin zuerst gemeinsam mit Marianne Hasenzahl und später mit Eva Reinmuth als 1. Vorsitzende arbeitete.
Das Hochwasser von 1988 hat sich bei Renate Fischer stark eingeprägt – „Ich werde nie vergessen, wie unheimlich sich das Rauschen des Wassers angehört und der schwankende Damm beim Begehen angefühlt hat“, schildert sie ihre erste Besichtigung der Schäden, die sie gemeinsam mit Marianne Hasenzahl nach 2 Tagen in einem geliehenen Schlauchboot unternahm, als das Wasser etwas zurückgegangen war. Trotz der immensen Schäden gelang es dem Verein und den Tierheimmitarbeitern sowie vielen freiwilligen Helfern, das Tierheim innerhalb kürzester Zeit notdürftig herzurichten, die ersten Tiere konnten schon nach 14 Tagen wieder einziehen.
Wie die meisten Tierheimmitarbeiter hat auch Renate Fischer sich immer mal wieder in einen „Zögling“ verguckt und als eigenes Tier mit nach Hause genommen, z.B. einen Schäferhund und zuletzt einen Border Collie. Dabei hat sie immer wieder gerade älteren Tieren eine Chance gegeben und schätzt deren Treue und Anhänglichkeit: „Wir hatten den Fall eines älteren Hundes, der bei uns untergebracht wurde, weil sein Herrchen ins Krankenhaus musste. Als ich am folgenden Morgen ins Tierheim kam und ihn füttern wollte, hatte ich kurz zuvor erfahren, dass sein Herrchen in der Nacht im Krankenhaus gestorben war und dachte schon, wie schwierig es wohl werden würde, für ihn nochmal ein Zuhause zu finden. Als ich die Box öffnete, lag er tot vor mir, er war in derselben Nacht gestorben wie sein geliebter Mensch….“
Sich selbst bezeichnet Renate Fischer aber auch als „Katzenmensch“ – so hat sie sich immer wieder eingesetzt, um das Katzenhaus möglichst artgerecht mit Laufbrettern und Klettermöglichkeiten sowie Rückzugsmöglichkeiten auszustatten. Bei der Abgabe achtete sie immer darauf, dass die Interessenten genügend Geduld zeigten: „Man muss den Katzen Zeit lassen, sich an den neuen Menschen zu gewöhnen, am besten nimmt man zwei, möglichst Geschwister aus dem gleichen Wurf, dann ist die Eingewöhnung gleich viel einfacher“ empfiehlt sie potentiellen Katzenbesitzern.
Trotz der Hochwassergefahr empfindet Renate Fischer das Grün auf dem Tierheimgelände und drum herum als wohltuend: „Ich habe mich immer gerne um die Bepflanzung der Anlage gekümmert und hatte meinen Spaß daran, dass alles akkurat gepflegt aussah. Dass Sie dann Ende 2009 doch in „Rente“ ging und „meine schönste Zeit in Gernsheim, trotz der vielen Arbeit“, hinter sich ließ, war den körperlichen Beschwerden geschuldet, die sie mit den Jahren allmählich heimsuchten – im Ruhestand hat sie sich nun ein neues Hobby gesucht und das Gitarrenspiel ganz neu erlernt – seit 12 Jahren spielt sie in der Gesangsgruppe der Gernsheimer Katholischen Kirche mit (und bleibt „ihrem“ Tierheim im Herzen natürlich weiter verbunden).

Neben der Pflege und der Vermittlung der Tiere ist zunehmend die Öffentlichkeitsarbeit ein bestimmender Faktor geworden. Dieser Tatsache trug der Verein Rechnung, indem man 2012 Thomas Friedrich als Nachfolger von Eva Reinmuth als 1. Vorsitzenden wählte. Thomas Friedrich brachte seine PR-Erfahrungen aus seiner Tätigkeit als selbständiger Steuerberater mit und gab in seiner 2jährigen Amtszeit bis 2014 einige Impulse, um neue Sponsoren für das Tierheim zu gewinnen. Dabei wurde er, wie bei dieser Aufgabe anscheinend unabdingbar, mit Rat und Tat von seiner gesamten damaligen Familie unterstützt.
Auch in den Anfängen des Gernsheimer Tierschutzvereins war die Kommunikation nach außen ein wesentliches Thema für Verein und Vorstand, schon zu Zeiten von Marianne Hasenzahl warb man mit zwei jährlichen Tagen der offenen Tür, wo Brötchen mit heißer Wurst verkauft wurden, um Geld für die Versorgung der Tiere zu sammeln. Über die Jahre haben sich diese Veranstaltungen rasant vermehrt und verfeinert, heute reicht das Spektrum neben dem Tag der offenen Tür von der Beteiligung an der Straßenfastnacht oder dem Bauernmarkt sowie verschiedenen Weihnachtsmärkten bis hin zu regelmäßigen Flohmärkten. Über alles, was Verein und Tierheim Bekanntheit verschafft und damit Geld in die Kasse für Futter, medizinische Versorgung; Instandhaltung von Gebäude und Außengelände sowie Lohnkosten bringt, wird nachgedacht und ständig werden neue Wege beschritten. Pensionstiere werden in begrenztem Umfang aufgenommen (was der Platz hergibt), um zur Finanzierung beizutragen, mittlerweile gibt es einige „Stammgäste“, die regelmäßig den Urlaub ihrer Besitzer im Tierheim Klein- Rohrheim verbringen. Für Sponsoren gibt es die Möglichkeit, Werbung in der Tierheimbroschüre oder auf der Website bzw. bei Veranstaltungen auf Plakatwänden zu schalten oder Patenschaften für einzelne Tiere bzw. Bauprojekte zu übernehmen.
 
Wo früher ein Journalist (Philipp Heiler) vom Darmstädter Echo 14tägig Bilder und Berichte von zu vermittelnden Tieren anfertigte, um diese dann im Darmstädter Echo oder im „Gernsheimer Blättchen“ zu platzieren, gibt es dafür heute die „Homepage“ des Vereins, die dank Thomas Bornhofen (von der Gernsheimer Buchhandlung Bornhofen) absolut innovativ und stets vorbildlich gepflegt ist. Martina Grundmann verfasst regelmäßig eine Seite für das Ried-Magazin „Forum“ mit „News“ aus dem Tierheim und lässt dabei „Wölfi“, einen alten, blinden Dackelmischling, der seinen Austrag im Tierheim Klein- Rohrheim gefunden hat, zu Wort kommen. Neuerdings hat „Manto“, ein schwarzer Schäferhundmischling, seine Kolumne übernommen, um zu berichten, was sich so Tierisches und Menschliches zugetragen hat. Mit Bildern und kleinen Texten werben Martina Grundmann und Tanja Kretschmann für ihre Schützlinge, über Facebook werden regelmäßig alle Veranstaltungen und Vorkommnisse kommuniziert. Die Haus- und Hoffotografen Brigitte Bludau und Harald von Haza-Radlitz publizieren stimmige Bilder in allen erreichbaren Medien.

Thomas Friedrich wurde 2014 von Petra Röhm-Tremmel im Vorsitz abgelöst, die 2017 aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste. Frau Röhm-Tremmel legte jedoch gewissermaßen noch den Grundstein für die derzeit in Bau befindliche Quarantänestation, indem sie die Förderanträge an den Deutschen Tierschutzbund stellte und erfolgreich verhandelte, was dann schließlich auch in Form eines größeren Zuschusses von Erfolg gekrönt war. Am 27. April 2018 hat Sabine Greim-Feld als 1. Vorsitzende den Staffelstab übernommen (Karin Fornoff bleibt Stellvertreterin und Achim Jirele Schatzmeister), die nun hoffentlich für längere Zeit gemeinsam mit der Tierheimleiterin Martina Grundmann (seit 2012 im Amt) die Stellung hält. Des Weiteren wurden eine neue Schriftführerin: Ilona Borchert und drei Beisitzer gewählt: Brigitte Bludau, Isabel Köhler-Hande, Jürgen Koralewski.

Martina Grundmann engagiert sich seit 1997, auf eine Anzeige hin hatte sie zunächst als Aushilfe am Wochenende im Tierheim gearbeitet und war u.a. als Krankheitsvertretung einige Zeit für Eva Reinmuth eingesprungen. Sie entschloss sich, ihren Bürojob, der sie nicht wirklich erfüllte, an den Nagel zu hängen und ließ sich nebenbei als Tierarzthelferin bei der Praxis Liebig und Kompter in Klein-Rohrheim ausbilden, um eine solide fachliche Grundlage zu haben. Als eine feste Stelle im Tierheim frei wurde, griff Martina Grundmann, die sich inzwischen das Vertrauen von Renate Fischer erarbeitet hatte, zu und wagte den endgültigen Absprung vom reinen „Schreibtischjob“. Martina Grundmann war von Anfang an offen für alle neuen Erkenntnisse im Bereich der Tierhaltung und die Anregungen des Deutschen Tierschutzbundes zur artgerechten Tierhaltung – wo früher Einzelhaltung für die Tierheimhunde die Regel war, ist man heute dazu übergegangen, diese zu vergesellschaften, d.h. mindestens paarweise zu halten und regelmäßig gemeinsame Hunde-Parcours oder „Raufer-Stunden“ zu veranstalten, wo mit abwechslungsreichen Spielen die Tiere an unterschiedliche Situationen und ihre Artgenossen gewöhnt werden und viel Spaß dabei haben. Auch für schon bestehende „Mensch-Hunde-Teams gibt es die s.g. „Happy Hours“, wo Herrchen und Frauchen mit ihrem Tier gemeinsam trainieren und sich untereinander in fröhlicher Runde austauschen können, für alle Seiten ein Gewinn! Gerade auch für die s.g. „Langsitzer“ ist Agility-Training oder „Spürhundesport“ als regelmäßige Beschäftigung unverzichtbar, um ihr Tierheimleben „lebenswerter“ zu gestalten. Hier leisten Ehrenamtliche unverzichtbare Dienste, indem sie „ihren“ Patenhund zum Training begleiten, regelmäßig mit ihm „Gassi gehen“ oder z.B. ihre Mittagspause zum Spielen im Tierheim verbringen, wie Martina begeistert berichtet.
Wenn ein Hund vermittelt wurde und es im neuen Heim nicht wirklich klappt, er z.B. übertriebenen Beschützerinstinkt zeigt oder aus Nervosität oder Angst auch schon mal knappt, haben wir heute andere Möglichkeiten“, so Martina Grundmann, d.h. der Hund muss nicht automatisch zurück ins Tierheim wandern, sondern man kann die Probleme, die durch den Stress der Umstellung im neuen häuslichen Umfeld auftauchen, durch gezieltes gemeinsames Training beheben und zusammenwachsen.
Auch wer ein „Gefühl“ für seine neu adoptierte Katze entwickeln und sie besser verstehen möchte, findet heute entsprechende Angebote: So gab es schon Veranstaltungen mit einer Tierpsychologin unter dem Motto „Cat Talk“, wo z.B. Tipps und Tricks für die Eingewöhnung scheuer Katzen gegeben wurden. Diese neuen Erkenntnisse macht man sich auch zunutze, um die „wilden“ Katzen zu zähmen und sie ggfs. doch noch zu vermitteln, statt sie (nach der Kastration) wieder am Fundort auszusetzen und dort weiter zu füttern.

Was das vorher schon beschriebene „Katzenelend“ betrifft, konstatiert Martina Grundmann zumindest eine leichte Verbesserung – der Versuch durch Informationsarbeit das Bewusstsein der Menschen für die Wichtigkeit der Kastration zu schärfen, hat offenbar Früchte getragen – die Welle am Jungkatzen taucht jetzt nicht mehr im Frühjahr und Sommer, sondern „nur“ noch im Sommer im Tierheim auf. Katzenfreunde gehen mit dem Thema  generell schon  immer rationaler um, während  männliche Hundebesitzer zusammenzucken, wenn man sie bei der Vermittlung darauf anspricht, amüsiert sich Martina. Allerdings besteht bei Hunden auch nicht die gleiche Notwendigkeit dazu wie bei Katzen, da wir zum Glück in Deutschland keine wilden, herrenlosen Hunde in größerer Zahl haben.
Unglücklich ist auch Martina Grundmann über die Art mancher Menschen, sich Tiere anzuschaffen, ohne die Folgekosten im Blick zu haben. Wenn das Tier alt und krank wird, ist es lästig und wird entsorgt, für den Tierarzt ist kein Geld da – der langjährige Gefährte ist ihnen die Investition nicht mehr wert, ein zunehmend verbreitetes reines Kosten-/Nutzendenken kommt zum Vorschein, das traurig macht. Hier nicht zu verzagen, dafür sorgen die Erlebnisse anderer Art, wenn Martina bei der Vermittlung beispielsweise eine „Liebe auf den ersten Blick“ beobachten kann: „Wir hatten wegen eines Sterbefalles zwei ältere Hunde bekommen, einer wurde direkt vermittelt, der zweite saß etwas länger, er hatte einen Unterbiss, ein Zahn schaute raus, wahrlich nicht der Schönste, aber ein lustiger Geselle. Und er fand wieder einen menschlichen Gefährten, dieser suchte nach einem Nachfolgetier für seine verstorbene Katze und kam auf besagten Hund. Die beiden passten auf Anhieb zusammen, wie zwei Teile eines Puzzles“, freut sich Martina Grundmann. „Das Leben verändert sich ins Negative, aber alles kann wieder gut werden“, formuliert sie ihre optimistische Grundhaltung „Gemeinsam besser“ – die Vernetzung mit andern Tierheimen und –vereinen hat Martina Grundmann besonders im Blick, wobei auch ihre Vorgängerinnen schon immer mit den benachbarten Tierheimen in Heppenheim oder Pfungstadt zusammengearbeitet und bei Bedarf Tiere dorthin abgeben oder aufgenommen haben, aber die gegenseitige Unterstützung und der Austausch haben viel stärker zugenommen. Dies geht über die deutschen Grenzen hinaus – die neuen Medien und die Globalisierung zeigen auch hier ihre Wirkung, denn man hat das „fremde“ Tierleid in Polen, Ungarn oder Rumänien nun genauso direkt vor Augen wie das im eigenen Land. Und wer könnte als empathischer Mensch davon unberührt bleiben – also versucht man nach seinen Möglichkeiten, hier ebenfalls zu helfen und kooperiert beispielsweise mit einem Tierheim an der polnisch-deutschen Grenze. Oder nimmt 5 Hamster aus einem illegalen Tiertransport von Belgien nach Spanien auf, der von der Polizei aufgebracht wurde – diese Aktionen werden oft über Facebook koordiniert – ein für diese Anliegen wirklich hilfreiches Medium. „Wir heizen manchmal im Winter über die Feiertage ein ganzes Tierheim für eine Handvoll Hunde und Katzen und es stehen evtl. Boxen leer, warum soll man dann bei Notfällen nicht einspringen, auch wenn es sich um „fremde“ Tiere handelt, aber da wird doch tatsächlich gelegentlich argumentiert, wir sollten uns gefälligst nur um die „einheimischen“ Tiere kümmern,“ so Martina Grundmann. Kommt einem irgendwie bekannt vor…

Eines stimmt – es gibt für Tierschutzverein und Tierheim vor Ort unendlich viel zu tun: Auch wenn viele ehrenamtliche Helfer ihren Beitrag unentgeltlich oder gegen kleine Spendenquittungen leisten, erfordert der Schichtbetrieb im Tierheim hauptamtliche Helfer: „Tiere haben immer Hunger“, sie wollen regelmäßig versorgt werden, kranke und ältere Tiere sowie Welpen, Jungkatzen und Kleintiere bedürfen besonderer Pflege, Tierarztbesuche sind zu absolvieren, das Büro muss für die Interessenten ebenfalls zu festen Zeiten besetzt sein, ein Noteinsatz zur Rettung von ausgesetzten Tieren steht mitten in der Nacht an, die Instandhaltung und Wartung von Gebäude und Gelände ist zu leisten, die Kommunikation mit Ämtern zu führen, Mitglieder und Sponsoren wollen informiert werden und natürlich muss die leidige Verwaltungsarbeit erledigt werden und und und…..
Derzeit arbeiten im Tierheim neben der Leiterin Martina Grundmann und ihrer Stellvertreterin Tanja Kretschmann noch Maritta Anderson sowie Susanne Jäger und Heike Adelseck zusammen, alle mit begrenzter Stundenzahl oder auf Minijob-Basis, viele davon übrigens Jahre oder Jahrzehnte, wie z.B. Heike Adelseck, die dem Tierheim zusammen mit ihrem Mann Lothar Adelseck schon in vielen Funktionen sowohl im Vereinsvorstand als auch in der Tierheimarbeit verbunden war. Die erste Auszubildende, Lea Pöpperl, hat hier ihre Ausbildung zur Tierheimpflegerin absolviert und gehört seit dem erfolgreichen Abschluss im Sommer 2017 ebenfalls zum Tierheimteam. Sie hat bereits ihre erste Geburt im Tierheim betreut – 3 Dackel waren im Tierheim abgegeben worden, ein Tier davon trächtig – dieses gebar 7 Welpen (eine „Lotti Löwenherz“, einem Wilhelm „Willi“ und 5 weitere mit lustigen Namen versehene), die alle schon vermittelt sind. Lea adoptierte die stolze Dackelmutter – wir erinnern uns, als Tierheimmitarbeiter kam man/frau nur schwer widerstehen…

Der derzeitige  „gute Handwerkergeist“ für die anfallenden  Reparaturen und kleineren Verschönerungsarbeiten heißt übrigens Horst Wicht - er hat beispielsweise im Vorjahr zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die asbesthaltigen Trennwände in den Innenzwingern durch weiße Holzwände ersetzt und die Rückseite des Tierheims neu angestrichen.
Ob ehrenamtliche Helfer, Hauptamtliche, zahlende Vereinsmitglieder (es gibt Mitglieder, die den Verein schon seit 50 Jahren unterstützen), Sachspenden für Veranstaltungen in Form von selbstgebackenem Kuchen, selbstgestrickten Socken oder selbstgebastelten Dekoartikel, Abgabegebühren für vermittelte Tiere, Pensionseinnahmen, Privatspender oder Firmensponsoren von Geld und Material – sie alle bilden wichtige Bausteine, die als Säulen das Tierheim tragen, bricht eine davon weg oder verringert sich auch nur die Höhe der Beiträge, schwankt das ganze Konstrukt und droht zu scheitern, wie es in den vergangenen Jahren immer mal wieder der Fall war, zuletzt in 2017, als das Spendeneinkommen einbrach und die Tierarztkosten in die Höhe stiegen.

Als Ausgleich für die entstehenden Kosten erhält das Tierheim zwar von den angegliederten Gemeinden einen Jahresbeitrag, der sich aus der Einwohnerzahl ergibt. Allerdings ist das leider nur ein kleiner Betrag im Vergleich zu den Kosten, die täglich für den Unterhalt anfallen. Der Kreis Groß-Gerau springt mit einer jährlichen Zahlung aus der kreiseigenen Kooperations- und Verfahrensvereinbarung bei - Kommunal- und Landtagspolitiker aller Couleur, der Landrat, die Bürgermeister von Gernsheim und Biebesheim sowie örtliche Sparkassen und Volksbanken übernehmen Verantwortung und versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten, durch zusätzliche Spenden zu helfen.

In der Geschichte des Tierheims gab es bisher zwei nennenswerte Erbschaften (eine von einem kinderlosen Ehepaar aus Alsbach-Hähnlein, die neben Kinderschutzbund und anderen Vereinen auch das Tierheim Gernsheim mit einem größeren Betrag bedachten und eine zweite Spende aus Stockstadt von einer alleinstehenden Dame, die ihr Haus vermachte, was allerdings auch mit der Abwicklung und Räumung sowie der Begleichung von aufgelaufenen Kosten verbunden war). Beide Erbschaften wurden dankbar angenommen und komplett in den Ausbau des Tierheims gesteckt. Der Tierschutzverein hofft hier in der Zukunft auf weitere Gelder aus Erbschaften tierlieber Mitmenschen und bewirbt das Thema aktiv in seinen Publikationen (die Zuwendungen an das Tierheim sind von der Erbschaftssteuer befreit). Wer sich für das Thema interessiert, wird gerne persönlich beraten.

Irgendwie geht es immer weiter – mit ungebrochenem Optimismus arbeiten und streiten die Menschen im und rund um Tierheim und Verein für die Interessen der Tiere – und haben nach der letzten kritischen Finanzsituation die Gernsheimer und die Bewohner der umliegenden Gemeinden überzeugen können, dem Tierheim finanziell verstärkt unter die Arme zu greifen – es war eine Freude zu beobachten, wie viele Menschen sich mit kleinen und großen Beiträgen an der Rettung „ihres“ Tierheims beteiligt haben. Die Lage hat sich dadurch jetzt erstmal entspannt, wenn auch größte Aufmerksamkeit und weitere Zuwendungen nötig sind, um sie stabil zu halten.

Trotz der schwierigen Lage hat man ein ambitioniertes Projekt in Angriff genommen: den Neubau einer festen Quarantänestation – quasi als Lichtblick und Leuchtturm in bewegten Zeiten. Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit Jahren, aber Rückschläge, wie z.B. das Ausscheiden der bisher angegliederten Gemeinde Riedstadt (und der daraus resultierende Verlust an Einnahmen) ließ die Verantwortlichen fast nicht mehr an eine Realisierung glauben. Doch die Situation mit dem Behelfscontainer wurde immer kritischer – das Veterinäramt hätte das Provisorium (seit 1995) nicht mehr lange geduldet. Diese erste größere Investition seit Jahren – rd. 140.000 EUR – kann jetzt nur gestemmt werden, weil der Deutsche Tierschutzbund und die Stadt Gernsheim den Löwenanteil – 115.000 EUR – übernehmen, der Rest soll durch Spenden zusammenkommen. Hier hatte der Verein eine zündende Idee – jede/r kann einen oder mehrere Bausteine erwerben (ab 50 EUR pro Baustein) und damit zur Finanzierung beitragen. Und wer einen Stein für mindestens 200 Euro kauft, wird auf einer Tafel mit seinem Namen verewigt. Nähere Informationen dazu findet man auf der Homepage des Vereins. Im April 2018 fand der erste Spatenstich für das rund 70 Quadratmeter große Haus statt, die Baumaßnahmen sollen nun zügig weitergehen. Bauplanung und -überwachung liegen in den bewährten Händen der Architektin Karin Veith aus Darmstadt, die natürlich wie die beteiligten Baufirmen zu günstigen Konditionen tätig ist.
Die Quarantänestation wird sicher nicht die letzte bauliche Maßnahme bleiben können – auf der Wunschliste stehen die Neupflasterung des Hofes, der einige Stolperfallen bietet oder die Erneuerung der überalterten Elektrik und ein sprungsicherer Außenzaun. Räume für ein neues Büro und für Seminare sind ebenfalls geplant – man möchte den Tierfreunden Trainingskurse und Infoabende hier vor Ort anbieten und verstärkt mit Kindern und Jugendlichen arbeiten (bei den Sommerspielen der Stadt Gernsheim beteiligt sich das Tierheim schon seit Jahren) – stets auf der Höhe der Zeit und nah an der Bevölkerung bleiben, das ist den Verantwortlichen immens wichtig.

Solch ein Tierheim samt angeschlossenem Verein ist ein Organismus, der lebt und pulsiert, gelegentlich kracht es mal (wie die Hunde kriegen sich auch die beteiligten Menschen hin und wieder in die Haare), aber man verliert das Ziel nie aus den Augen – gemeinsam für das Wohl der Tiere (und letztendlich damit auch für das der Menschen) einzustehen.


Kontakt:
Tierschutzverein Gernsheim und Umgebung e.V. Tierheim Klein-Rohrheim
An der Nachtweide 1
64579 Gernsheim/Klein-Rohrheim
Tel.: 06258-3184
www.tierheim-gernsheim.de  info@tierheim-gernsheim.de
 
Spendenkonto: Kreissparkasse Groß-Gerau, BLZ 505 525 53, Konto-Nr. 3006160
IBAN: DE50 5085 2553 0003 0061 60 BIC: HELADEF1GRG
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa von 16-17 h (ganzjährig) oder nach telefonischer Vereinbarung
Fund- und Abgabetiere sowie Pensionstiere können täglich von 8 bis 10 und 16 bis 17 gebracht bzw. geholt werden. Telefonische Anmeldung erbeten.
 


P.S.:
Die Berichterstatterin bittet um Verständnis dafür, dass  nicht alle Helfer, Unterstützer und Vorstandsmitglieder sowie Firmen- und Privatsponsoren namentlich erwähnt werden konnten, dieser Bericht kann nur unvollständig sein, wenn man bedenkt, wie viele Jahrzehnte Geschichte zusammengefasst wurden. Die Arbeit aller Beteiligten und jeder kleinste Beitrag ist wertvoll und wichtig und wird auch dementsprechend geschätzt. Evtl. gelingt es, eine kleine Namenschronik auf der vereinseigenen Homepage zu installieren, damit keine wertvollen Informationen verloren gehen.
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